Dorfgemeinschaft Zukunft Kirchberg e.V.

Kirchberg, 18. Februar. Von der Öffentlichkeit fast unbemerkt, wurde kurz vor dem Jahreswechsel in Kirchberg die Bushaltestelle „Papierfabrik“ in „Villa Buth“ umbenannt – ein bedeutendes Denkmal am Ortseingang. Damit drängt ein heißes Thema für Kirchberg - aber auch für Jülich - erneut in den öffentlichen Fokus: Wie würdigt man ein 1893 erbautes Denkmal im Neorennaissance Stil, das nicht  nur als Prachtbau, sondern auch als ein lokales Symbol der Nazizeit, derzeit traurige Bekanntheit erlangte? Der neue Haltestellen-Name prangt jetzt in einem maroden und verfallenen Bushäuschen. Die Dorfgemeinschaft Zukunft Kirchberg diskutiert, auch mit Experten, über einen würdigeren Rahmen.

"Die Villa Buth als Baudenkmal und als Erinnerungsort daran, dass der Holocaust mitten in der Gesellschaft seinen Anfang genommen hat, darf nicht dem Vergessen anheimfallen“, kommentiert Guido von Büren, Vorsitzender des Jülicher Geschichtsvereins und Mitarbeiter der Stadt Jülich, die Umbenennung. „Die Benennung der Bushaltestelle nach der Villa Buth ist ein wichtiger Beitrag dazu, dieses Ziel niemals aus dem Blick zu verlieren."  Die Dorfgemeinschaft Zukunft Kirchberg hatte einen entsprechenden Antrag damals bei der Stadt eingebracht. Nach dem positiven Beschluss im Rat der Stadt, hatte die Rurtalbus GmbH den Haltestellennamen dann zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember geändert. 

Die Umbenennung der Haltestelle ist ein Randthema des Denkmals „Villa Buth“. Es bietet aber die Chance, erneut Aufmerksamkeit auf das vom Industriellen Carl Eichhorn damals für seine Tochter erbauten Prachtbau zu lenken. Und dabei auch an die historischen Schattenseiten zu erinnern. Die Haltestelle „Villa Buth“ könnte aus Sicht einiger Mitglieder des Dorfvereins zu einer Erinnerungsstätte werden. 

 

Pressekontakt:

Sonja Neukirchen

Dorfgemeinschaft Zukunft Kirchberg e.V.

http://juelich-kirchberg.de

 

 

Hintergrund: 

1855 gründete Carl Eichhorn eine erste Papierfabrik in Kirchberg, der weitere folgten. Die örtliche Papier- Industrie erlangte bald größere wirtschaftliche Bedeutung. Der damit erreichte Wohlstand fand Ausdruck in der im Jahr 1893 im Stil der Neorenaissance von Carl Eichhorn erbauten Villa. Der Firmengründer verstarb jedoch kurz darauf. Die Villa wurde nach seinem Tod von seiner Tochter Clara und ihrem Ehemann Emil Buth bezogen, daher stammt ihr heutiger Name. Die Villa ist von einer großen Parkanlage mit dem Familienfriedhof, einer Grottenanlage und einem Musiktempel umgeben.  

Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden das Haus und der Park beschlagnahmt und in ein sogenanntes „Judenhaus“ umgewandelt. Zwischen März 1941 und Juli 1942 wurde von hier die jüdischen Bevölkerung aus Jülich und Umgebung in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert, vor allem nach Theresienstadt. Nur sehr wenige der über 120 hier internierten Menschen überlebten. Seit 1990 steht das Gebäude unter Denkmalschutz.

 

Unter dem Motto „Zukunft gestalten, Geschichte erhalten“, hat sich die Dorfgemeinschaft Zukunft Kirchberg e.V das Ziel gesetzt, durch bürgerliches Engagement die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. Das betrifft viele Bereiches des Lebens in Kirchberg, vom Naturschutz angefangen bis zur Organisation von Festen und Veranstaltungen, die die Gemeinsamkeit im Dorf stärken sollen. Kurz: Das Leben in Kirchberg soll attraktiv sein und natürlich auch Neubürger anlocken. Heimatpflege, öffentlichen Bildung und Umweltschutz sind Säulen des bürgerschaftlichen Engagements der Vereinsmitglieder. Im Jahr 2019 erhielt die Dorfgemeinschaft  den damals erstmals vergebenen Heimatpreis der Stadt Jülich und belegte den ersten Platz.

Als eines der ersten größeren Projekte hatte die Dorfgemeinschaft Zukunft Kirchberg e.V. die ehemalige Wartehalle der Jülicher Kreisbahn, die sogenannte Königshütte, wieder in neuem Glanz erstrahlen lassen. Das Areal dient Ausflüglern heute als Erholungs- und Freizeitstätte. 

Ausgangspunkt des Vereins: Im Mai 2014 hatten sich Kirchberger Einwohner zur Bürgerinitiative "Zukunft Kirchberg" zusammengeschlossen. Und zwar um den Charakter des Dorfes auf lange Sicht zu erhalten und die Lebensqualität im Dorf an der Kante zum Tagebau zu verbessern. 

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